Von Luisa, 6. Klasse
Wie immer stand ich auf dem braunen, hölzernen KĂŒchentisch von der netten Familie MĂŒller. Ich bin erst letzte Woche hierhergekommen. In mir standen die schönsten und köstlichst duftende Blumen, die ich jemals gerochen hatte. Es war lila, super gut duftender Lavendel. Ich konnte es kaum fassen, dass ich die Ehre hatte, diese atemberaubenden, wundervollen Blumen in mir tragen zu dĂŒrfen. Doch ein paar Tage spĂ€ter war mein einzigartiges, groĂes GlĂŒck auch schon wieder leider zu Ende und das Schicksal nahm seinen Lauf.
An diesem Morgen kam Frau MĂŒller ins groĂe, moderne, etepetete Esszimmer zu mir und sprach: âDa dieser tolle Lavendelgeruch leider von alleine nicht so gut rausgeht, mĂŒssen wir dich heute zum ersten Mal spĂŒlen!â Sofort fiel ich in einen schockartigen Zustand: âIch will nicht. Ich kenne das nicht. Wieso? Lass das bloĂ sein, du doofe, nervige Kuh!â, knirschte ich leise, so dass sie es nicht hören konnte. Doch da hatte ich mich leider zum Todesteufel geirrt: âNa, na, na, du kommst mit!â, meckerte sie wie eine Meckerziege. Bei dieser komischen, aber auch lustigen Vorstellung, musste ich zwar kurz mal kichern, aber mulmig zumute war mir trotzdem. Und schon hatte sie mich mit ihren warmen, klebrigen, fast schweiĂigen HĂ€nden gepackt! âSo, so!â, fuhr sie fort. Kurz darauf öffnete sie auch schon die quietschende TĂŒre der SpĂŒlmaschine und ich wusste, nun war es vorbei, das war das Ende meines bisher schönen Lebens gewesen. Jedoch steckte mich Frau MĂŒller dann auch schon zu den ganzen dreckigen, davor bunt gewesenen Tassen und den verschmierten Tellern. Alle quatschten und klapperten miteinander. Sie klangen ziemlich vergnĂŒgt dabei. Da klapperte eine Tasse: âHey, was geht. Ich sehe, dass du Angst hast, du siehst angespannt aus. Komm, finde den Flow in dir. Das ist wirklich lustig hier!â âPorzelani – die Firma, wo ich herkomme – hatte mich bisher noch nie gewaschen. Das ist wirklich mein allererstes Malâ, zitterte ich entsetzt. Und dann ging es auch schon los. Ein GerĂ€usch, das so Ă€hnlich klang, wie ein Brummen, ertönte und es roch nach SpĂŒltabs. Es roch gut. Ein anderer guter Geruch wie Lavendel. Wasser begann wie im tropischen, nassen Regenwald auf uns herunter zu rauschen und mir wurde ganz warm. Plötzlich fing es an, krĂ€ftig zu rappeln. Es wurde krĂ€ftiger und stĂ€rker und ich schrie: âAhhh, ein riesiger Trampel-Elefant ist im Porzellanladen >>Porzelani<< unterwegs!â Da fiel mir wieder ein, dass ich ja gar nicht mehr im Porzellanladen gewesen war. Ich war ja in der SpĂŒlmaschine von der zuvor nett gewesenen Familie MĂŒller.
Ein paar Tassen plapperten vor sich hin und erzĂ€hlten sich lustige und interessante Geschichten zu verschiedenen Themen. Nun wurde mir gut. Ich fĂŒhlte mich perfekt und jetzt schon bereits total frisch, obwohl ab da der tolle SpĂŒlgang ja noch gar nicht beendet war. Ich fĂŒhlte mich irgendwann, irgendwie richtig selbstsicher und begann vergnĂŒgt >>alle meine Entchen<< vor mich hin zu trĂ€llern. Etwa 20 Minuten spĂ€ter war dann leider mein Erlebnis zu Ende und Frau MĂŒller holte mich wieder raus. Jetzt war ich ihr auch gar nicht mehr böse gewesen und ab diesem Zeitpunkt wollte ich jeden Tag in diese, mich zum GlĂ€nzen bringende, SpĂŒlmaschine und mich jeden Tag blitzeblank reinigen lassen. Und die eine Tasse hatte doch recht. Das war alles noch viel cooler, als duftenden Lavendel in sich stehen zu haben.
ENDE