Das gefährliche Leibgericht

Veröffentlicht von

Von Julia, 6. Klasse

Wie immer surrte ich rasend schnell durch die Lüfte, auf der Suche nach etwas Leckerem für meinen leeren Magen. Da stieg mir plötzlich der Geruch von köstlicher Hühnerbrühe mit großen Fleischstückchen darin in den Rüssel, ah mein Leibgericht! Also versuchte ich, mich meiner Beute anzunähern. Geschickt wich ich dabei immer wieder den fuchtelnden Menschenarmen aus, die mich vertreiben wollten.

Doch da es immer mehr wurden, war es schwierig, einen geeigneten Landeplatz zu finden. Ich schwirrte umher und der betörende Duft der Hühnerbrühe zog mich immer mehr an. Ich achtete nicht mehr auf meinen Weg, sondern nur noch auf die braune Suppe. Da passierte es auch schon: Aus dem Augenwinkel sah ich einen rot karierten Ärmel, der auf mich zuschoss. Ich wollte schreien, doch die Angst schnürte mir die Kehle zu, sodass kein Ton hervordrang. Schnell raste ich zur Seite, aber es war zu spät! Der Ärmel erwischte mich, bevor ich überhaupt verstand, was geschah. Ich wurde gegen eine blaue Flasche geschleudert, die stark nach Wein roch und rutschte an ihr hinab. Ich plumpste in eine wabernde Soße, die Hühnerbrühe! Bevor ich weiterdenken konnte, tauchte ich unter und strampelte sofort um mich. Ich keuchte und endlich gab die Brühe meinen kleinen Körper frei. In Todesangst schlug ich mit den Flügeln, die wie nasse Säcke an meinem Leib hingen, aber es war hoffnungslos. Ich bekam sie einfach nicht trocken. Mir wurde bang ums Herz. „Was soll ich tun? Hilfe!“ wirbelten mir die Gedanken durch den Kopf. Langsam zog es mich wieder nach unten. „Nein!“, flüsterte ich mir zu, „du bist mehr als nur ein fetter Brummer!“ Ich war schon fast bis zu Hälfte mit Hühnerbrühe bedeckt, ausgerechnet mein allerliebstes Lieblingsgericht. So durfte es nicht enden! Mit meinen haarigen Beinen paddelte ich los, an riesigen Fleischstücken und kleinesten Karottenschnipseln vorbei bis zum Rand. Doch die steile Wand der Schüssel war unüberwindbar. Mehrfach rutschte ich wieder hinab. Panik stieg in mir auf. Kurz vor der Rettung durfte ich nicht versagen. Da sah ich den blitzenden grauen Löffel. Wie der Blitz schwamm ich zu ihm und krabbelte an dem Metallstiel empor. „Gerettet!“ Ich seufze erleichtert und machte die Fliege, nicht dass mich doch noch die Menschen erwischten.

Später, während ich mir auf dem Dachboden in der Sonne die Flügel trocknen ließ, dachte ich: „Das nächste Mal gebe ich mich gerne mit weniger leckerer Hühnerbrühe zufrieden!“.

Kommentar hinterlassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert