Ein Interview mit Business- und Mentalcoach Cornelia Decker

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Interview von Stephanie, geführt mit Cornelia Decker, systemischer Business und Mentalcoach in München, Abiturjahrgang 1999 

Woran denken Sie als erstes, wenn Sie ans MGM denken? 

An Mohnschnecken und Pausen auf dem Boden im Gang mit den besten Freundinnen 

Wenn Sie das MGM in Schulnoten bewerten müssten, welche Note wäre das? 

Eine 2 

Welchen Einfluss hatte das MGM auf Ihren späteren Werdegang? 

a. beste Freundin hier gefunden, die mich noch heute durch alle Höhen und Tiefen begleitet 

b. fachliche und formale Grundlagen fürs Studium und Beruf erhalten (war überrascht, dass ich die Ableitungen aus Mathe tatsächlich wieder brauchen würde), Pawlowsche Konditionierung begegnet mit täglich im Job, generell einfach „gebildet“ zu sein, mitreden zu können, lernen können. 

c. stabile Erinnerungen, die Kraft und Vertrauen schenken 

d. Wahlfächer Psychologie und Spanisch gaben mir die Möglichkeit, Interessen auszutesten. Ich hab dann tatsächlich sogar in Spanien studiert und Psychologie ist heute wesentlicher Bestandteil meiner Arbeit.  

Welchen Tipp würden Sie den Schülern des MGM für ihr Leben geben? 

Bleibt Euch selbst immer treu, geht Euren ganz eigenen Weg, unabhängig von dem was andere von außen Euch als das „Richtige“ vorgeben und gesteht Euch auf diesem Weg auch Umwege und Veränderungen von Euch und Euren Zielen zu. 

Welche Leistungskurse hatten Sie belegt? 

Biologie und Englisch. 

Was waren Ihre Lieblingsfächer?  

Biologie und Deutsch 

Welche Fächer haben Sie überhaupt nicht gemocht? Hat sich Ihre Einstellung nach der Schule geändert?  

Am wenigsten mochte ich Physik. Das ist auch heute kein Themengebiet, für das ich mich besonders interessiere. Aber ich muss mich ja auch nicht für alles interessieren.;-) 

Welche Klassenfahrt blieb Ihnen besonders im Gedächtnis? 

Alle –  jede mit ihren ganz eigenen Erinnerungen. Diese Fahrten waren immer echte Highlights. Vielleicht war der Ungarn-Austausch speziell, weil man auch in das Leben der Familien dort mit reinschnuppern konnte und die Erfahrung machte, wie es ist, wenn man zwar verstanden wird, aber umgekehrt deren Sprache nicht spricht. Außerdem nahm man im Gegenzug auch das Gastkind bei sich auf und übte sich als Gastgeber. Aber vor allem hatten wir viel Party und Spaß – in Ungarn und hier. 

Was halten Sie vom wieder eingeführten G9? 

Für uns ist es ja nicht neu, sondern nur die Rückkehr zu dem System, in dem wir aufgewachsen sind. Ich finde es gut. Ein Jahr früher fertig zu werden, hätte mir jetzt nicht so wahnsinnig viel aufs Leben gesehen gebracht, dafür hatte ich ein Jahr mehr Jugend und es gibt mehr Zeit, den Stoff unter zu bringen. Gut fände ich, wenn die Rückkehr zu G9 auch bedeutet, den Lehrstoff noch stärker auf zukunftsrelevantes Wissen und Fähigkeiten umzustellen. 

Erinnern Sie sich noch an Ihr Abimotto?  

Äh, nein… Peinlich? 

Was haben Sie direkt nach dem Bestehen des Abiturs zuerst gemacht?  

Feiern und in Urlaub gehen. 

In welchen Fächern haben Sie Abitur gemacht? 

Bio, Englisch, Deutsch und Reli. 

Wann wussten Sie, was Sie nach dem Abitur machen wollten?  

Tatsächlich war das für mich nicht gleich klar und hat mich die Kollegstufe über sehr beschäftigt. Mich interessierte viel, konnte mir unter einigen Berufen zu wenig vorstellen oder hatte falsche Vorstellungen und wälzte viele Optionen hin und her. Aber zur Anmeldung für das Wintersemester hatte ich mich dann entschieden. 

Welchen Studiengang haben Sie belegt und warum?  

Ich entschied mich für Kommunikationswissenschaften mit Spanisch und Markt- und Werbespsychologie als Nebenfächer, wobei ich Spanisch nochmal in VWL abändern musste (mir fehlte Latein). Spanisch machte ich dann als Wahlfach weiter. Als Schwerpunkt nahm ich Markt- und Meinungsforschung. Es war eine gute Mischung aus Kommunikationsthemen und Psychologie, hatte aber auch die Wirtschaft als Berufsfeld im Blick und hielt viele Optionen offen.  

Rein Psychologie wollte ich damals nicht, weil ich das irgendwie zu stark mit der Arbeit mit psychisch Kranken in Verbindung brachte. Biologie gab es Berufe überwiegend im Bereich der Viren- und Bakterienforschung zu geben, was ich nicht wollt. Arzt wäre interessant, aber ich traute mir nicht zu, zu operieren. Jura, erschien mir zu trocken. BWL wollte ich auf keinen Fall, weil es alle machten.;-) 

Haben Sie in München studiert? 

Ja, hat sich so ergeben. Ich wäre auch woanders hingegangen, aber hab in München den Platz bekommen. Ich wäre gerne zum Studieren im Nachhinein in eine kleinere Studentenstadt gegangen wie Ingolstadt oder so. Ich hatte in Salamanca, Spanien ein Semester studiert, was der Stadtgröße entsprach und das fand ich super! 

Was machen Sie jetzt hauptberuflich?  

Ich bin sogenannter systemischer Business- und Mentalcoach. Ich unterstütze Einzelpersonen wie auch Teams im Privat- wie auch im Businesskontext, in ihrer persönlichen Weiterentwicklung sowie in Herausforderungen und Veränderungen. Meine Kernthemen sind dabei: 

• Identität, Persönlichkeitsentwicklung und Ausrichtung von Job, Karriere und Leben nach der eigenen Identität 

• Stressmanagement / Resilienz / Selbstmanagement 

• Kommunikation und Führung  

Wie sind Sie darauf gekommen, sich selbstständig zu machen? War das schon immer Ihr Wunsch?  

Nein, das entstand erst mit der Zeit. Zu Beginn meiner Arbeitsweges war das gar kein Thema. Das war es mir sehr wichtig, angestellt zu sein, ein sicheres Gehalt zu bekommen, in Strukturen von Teams und Chefs auch Gemeinschaft zu fühlen und so wachsen und lernen zu können. Allerdings war es mir dabei immer schon sehr wichtig, Verantwortung zu haben und Themen eigenständig bearbeiten zu können sowie gestalten zu können. Schon in meinem ersten Job war ich allein für Marketing und PR eines mittelständischen Unternehmens verantwortlich und das zog sich wie ein roter Faden durch. Jetzt passt die Selbständigkeit sehr gut in mein Leben. Ich bin selbstbestimmt und weitestgehend flexibel, ich entscheide selbst, ob ich abends nochmal arbeite oder nicht, wie viele Aufträge ich annehme und wie ich die Themen gestalte. Ich kann mich gut selbst organisieren und motivieren und ziehe das Bedürfnis nach Gemeinschaft über mein Netzwerk. 

Sie waren auch früher bei Telefónica tätig, möchten Sie kurz beschreiben, für welchen Bereich sie dort tätig waren? 

Wider meines ursprünglichen Planes bin ich über eine Wertstudententätigkeit bei Siemens in das Marketingfeld reingerutscht, was dann schon meinen ersten Job bei einem Mittelständler bestimmte. Bei Telefónica war ich insgesamt 12 Jahren in den unterschiedlichsten Marketingfeldern tätig. Zunächst im Marketing Strategy & Portfolio Management, wo ich für produktübergreifende Strategien, Projekte und die Priorisierung von Budget und Ressourcen (mit- oder teil) verantwortlich war. Dann wechselte ich ins Acquisition Management und verantwortete die Zielgruppe der Young People. Danach war ich für den Launch eines großen neuen Mobilfunkportfolios verantwortlich, bevor ich ein neues Marketingteam aufbaute für die Vermarktung der sogenannten digitalen Produkte, mit denen neue Geschäftsfelder aufgebaut wurden. Das beinhaltet Mobile Payment, Versicherungen, Location Based Services, Gaming, Musik, etc. Meine letzte Station im Marketing war als Head of Marketing für Geschäftskunden, wo ich die Teams Online, Channelmarketing, Leadmanagement und Acquisition Management verantwortete. In dieser Zeit wurde mein innerer Wunsch, stärker mit einzelnen Menschen zu arbeiten, immer größer. Als Führungskraft machte mir vor allem die Arbeit mit den Mitarbeitern Spaß, sie individuell zu führen, fördern und entwickeln. Das wurde als Bereichsleitung weniger, die Politik dafür mehr. Die Arbeit selbst machte mir immer weniger Spaß, ich empfand es als anstrengend und stressig. Das war der Startpunkt, mich nebenbei Schritt für Schritt in Richtung Coach zu entwickeln. Zunächst mit der Mentalcoach- Ausbildung. Ich nutzte dann meine zweite Elternzeit dafür, zunächst als Job Rotation in die Führungskräftentwicklung zu wechseln und mich parallel als Coach selbständig zu machen. Ich wollte für mich testen, ob es das wirklich ist, bevor ich den harten Schritt gehe und beim Konzern kündige. Nachdem ich diese Arbeit definitiv als die für mich Richtige erkannt habe, ging ich den Weg mit einer zweiten Coachingausbildung zum systemischen Business Coach weiter, verließ das Unternehmen und machte mich 100% selbständig. 

 Würden Sie jetzt im Nachhinein wieder dieselben Entscheidungen treffen? 

Schwierig zu sagen und auch müßig, weil sie jetzt eh so sind, wie sie sind. Und ich kann nur für mich sagen, dass jeder Schritt mich auf meinem Weg weitergebracht hat. Tatsächlich kann ich den Job als Coach, so wie ich ihn ausführe, nur deshalb jetzt so machen, weil ich vorher auch jahrelang in der Wirtschaft tätig war, selbst Menschen und Teams geführt habe, selbst durch den Stress und die Diskrepanz zwischen meiner Identität und meinem Leben in gesundheitliche Herausforderungen kam. Alles, was ich gelernt habe aus Schule, Studium, Ausbildungen und Beruf, sowie all meine Erfahrungenführen jetzt zusammen und sind wichtig. Ich möchte keine missen. 

Können Sie einen typischen Arbeitstag in Ihrem  jetzigen Beruf beschreiben? 

Einen ganz typischen Ablauf gibt es nicht, abhängig von den Terminen sind aber folgende Aufgaben typisch: 

– Beantwortung von E-Mail-Anfragen, 

Erstgespräche mit Privatklienten oder Business- Klienten und Verfassen von Angeboten – Vorbereitung von Coachings, Coachings selbst (digital oder persönlich) und Nachbereitung 

– Calls mit Vertretern von Firmen zur Abstimmung von geplanten Trainings, Vorträgen, Workshops 

– Konzeptionierung, Ausarbeitung und Vorbereitung von Vorträgen, Workshops, Trainings und natürlich dann die Ausführung (digital oder persönlich) 

– Rechnungen schreiben, Rechnungen von Lieferanten begleichen, monatliche Kosten-Umsatz-Aufstellung pflegen und Steuerbelege sortieren und an Steuerberater geben Lieferanten begleichen,Verfassen von Artikeln, Beiträgen für Social Media, manchmal auch Presse 

– Pflege und Aktualisierung der Webseite und anderen Marketingmaterialien oder Kampagnen 

– Supervision, Fortbildungen, Besuch von Verbandsveranstaltungen, Austausch mit Kollegen 

Wenn Sie irgendetwas am Schulsystem verändern könnten (zu Ihrer Schulzeit und/oder heute) was wäre das und warum? 

Ich würde vermehrt Augenmerk auf den Umgang mit Stress und Veränderungen geben und darauf, wie sich die jungen Leute selbst besser kennen und einschätzen lernen.  Die Informationsflut und die Möglichkeiten werden immer mehr, die richtige Wahl für sich als Weg immer schwieriger. Zudem verändert sich alles immer rasanter, es ist wichtig, damit umgehen zu können, dass man flexibel bleibt und in der Lage, immer wieder dazu zu lernen, umzuplanen und sich selbst auch zu verändern und anzupassen. Nur wer weiß, wer er ist und was ihm wichtig ist, ist in der Lage, selbstbewusst die für sich zum jeweiligen Zeitpunkt passenden Entscheidungen zu treffen, sonst wird man zum Spielball anderer, der Gesellschaft, der Medien, der Politik. Zudem haben wir meiner Meinung nach damals viel zu wenig über Politik wie auch Wirtschaft gelernt sowie über neuere und aktuelle Zeitgeschichte. 

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