Im Gespräch mit … Maximilian Gemsjäger
Mein Name ist Maximilian Gemsjäger, ich bin 27 Jahre alt und Architekt. Ich arbeite im Architekturbüro Schmuck in München; einige Stunden bin ich noch nebenberuflich an der Technischen Uni München in der Modellbauwerkstatt. Und mit ein paar Freunden vom Studium habe ich mich mit einem Architekturbüro selbstständig gemacht.
Wie bist du zu deinem Beruf gekommen? Hatte das Michaeli-Gymnasium da einen Einfluss?
Seit der 4. Klasse wusste ich eigentlich, dass ich Architekt werden wollte. Ich habe dann nach dem Abitur in München und Innsbruck Architektur studiert und diesen Wunsch verwirklicht. In der Schule war ich in der Technik-AG aktiv. Da haben wir auch den Drachen im Hof gebaut. Wir haben außerdem immer die Theaterkulissen gebaut. Also, das hat mich schon inspiriert, würde ich sagen.
Woran denkst du als erstes, wenn du ans MGM denkst?
Da würde ich als erstes an die Technik-AG denken, weil dort Freundschaften entstanden sind und das für mich das Prägendste an der Schulzeit war. Da hat man viele Dinge gelernt, die man nicht im Unterricht lernt, wie zum Beispiel Holz sägen oder Veranstaltungstechnik. Damals war das unter der Leitung von Herrn Dopfer (der mittlerweile schon in Rente gegangen ist).
Was war das beste und das schlimmste Erlebnis am MGM?
(Überlegt) Das ist auf die Schnelle gar nicht so leicht zu beantworten. Das Beste war sicher die Technik-AG. Das Schlimmste, was mir gerade einfällt, war eine Strafarbeit in Musik, die ich bekam, weil ein Kumpel eine Reihe vor mir Schmarrn gemacht und mit irgendetwas auf den Tisch geklopft hat. Die Musiklehrerin hat mich gefragt, ob ich das war, ich hab‘ Nein gesagt und gelacht – da hat sie mir nicht geglaubt und so musste ich eben eine Strafarbeit machen (lacht).
Du hast die Initiative Kraxlkollektiv gegründet, die freie Kletterwände in München baut. Wie kam es dazu? Gab es schon in der Schulzeit die Liebe zum Klettern?
Ja, als Schüler war ich eine Zeitlang regelmäßig klettern. Als ich angefangen habe, zu studieren, war ich ab und zu beim Bouldern. Aber das war mir bald zu teuer, wegen der Hallen-Eintritte. Dann war ich ein Jahr in Innsbruck, da hab ich Kletterkurse gemacht als Vorbereitung für Hochskitouren.
Ich fand die Vorstellung schon immer cool, ein großes Haus zu bauen, mit fünf Stockwerken, wo das Erdgeschoss für die Stadt frei zugänglich ist und man etwas für alle anbietet. Und da hätte ich mir eine Boulderwand gut vorstellen können. Letztes Jahr gab es in der SZ einen Artikel über das Projekt boulderblöckle in Stuttgart. Und in Melbourne, in Australien war ich mit meinem Bruder an so einer öffentlichen Boulderwand klettern. Als ich wiederkam, habe ich mir gedacht: Mensch, das gibt es ja überall – wieso nicht in München? Das muss ich jetzt einfach machen! So ist das gekommen. Das Kletterwandbauen im Kraxlkollektiv ist übrigens komplett ehrenamtlich. Ich habe bei meinen Freunden rumgefragt, über Social Media und in den Vereinen, in denen ich aktiv bin, wer da mitmachen will. Und dann ist es so langsam gewachsen.
Kannst du uns verraten, was die nächsten Pläne für das Kraxlkollektiv sind?
Eine Boulderwand haben wir schon fertig gebaut, den Lolliblock in Obersendling am Sugar Mountain. Das ist die Zwischennutzung eines alten Betonwerks, für eineinhalb Jahre, bevor es abgerissen wird. An einer zweiten Boulderwand auf der Theresienwiese sind wir gerade dran, sie wird Mitte August fertig sein [diese Wand mit dem Namen „Dicker Hans“ ist mittlerweile eingeweiht und in Betrieb, Anm. d. Red.] Sonst würden wir gerne noch eine Boulderwand in Neuperlach bauen, vielleicht bei der Autobrücke an der Albert-Schweizer-Straße/Ständlerstraße. Am liebsten auch in Münchner Unterführungen– da sind wir noch in Gesprächen mit der Stadt. In Unterführungen könnte man halt selbst dann, wenn es regnet, draußen Sport machen. Diese Boulderwände sind alle kostenlos und frei für alle zugänglich – wie ein Spielplatz. Auf unserer Website und Social Media könnt ihr übrigens immer nachlesen, was wir gerade machen und planen: www.kraxlkollektiv.de.
Was würdest du als Architekt an der Schule ändern? Du warst ja selbst hier und kennst das Gebäude – was fändest du für einen Neubau wichtig?
Ich denke, ich würde oben eine Dachterrasse bauen, wo man in der Pause hingehen und in die Landschaft schauen kann. Oben bei den Kunst- und Musikräumen gibt es ja nur kleine Fenster und einen Innenhof, wo man nicht rausschauen kann. Alles sehr „introvertiert“, um es mal so zu formulieren … Oder man könnte oben Fußball spielen. Beim Bellevue di Monaco am Altstadtring wurde zum Beispiel auch ein Fußballplatz aufs Dach gebaut.
Für einen Neubau fände ich es wichtig, dass er ein freundliches Aussehen hat und nicht so kalt ist. Das Michaeli-Gymnasium hat ja viele Sichtbetonwände, außen und innen. Mit Holz könnte man zum Beispiel ein paar freundlichere Oberflächen schaffen. Was schon cool ist: Die Kunst, die man in den Treppenhäusern findet oder hier auf den Zwischenpodesten.
Was siehst du als deinen größten Erfolg?
Als wir mit dem Kraxlkollektiv die erste Boulderwand fertig gebaut hatten – das war ziemlich cool. Jetzt sieht man, dass es funktioniert und angenommen wird. Man hat etwas geschaffen, was die Stadt ein bisschen verbessert! Was noch? In der Arbeit haben wir einen Wettbewerb gewonnen und bauen einen Aufzugsturm. Außerdem habe ich meine eigene Band gegründet, in der ich Tuba spiele. Ich habe früher auch in der Schul-Bigband gespielt, Posaune und Tuba. Das hat also im MGM schon angefangen …
Welchen Tipp würdest du uns –den Schüler*innen des MGM – für unser späteres Leben geben?
Sich Ziele zu überlegen – was will ich erreichen? Und der Tipp dazu: einfach machen. Du kannst einfach rausgehen und anfangen – und dann findest du schon irgendwie eine Lösung!