Eine Kurzgeschichte von Rico
Ein Blitz, ein Funke, ein Signal, der Sklave erhebt sich, der Anwohner flieht. Die Stadt wird belagert, nicht von Feinden, sondern von alten Freunden, Bekannten, Söhnen und Töchtern. Die Belagerung geht schnell voran, sie dringen in Haushalte, besetzen die Kreuzungen bis nur noch ein Soldat steht, ängstlich auf seinem Posten, schweißüberströmt, doch er steht und muss handeln. Es gibt nur einen Ausweg, eine letzte Entscheidung. Er zieht den Sicherheitsschlüssel, klimpernd fällt dieser auf den Boden. Bald stirbt nicht nur der Soldat, sondern auch ein Dutzend der Angreifer. Sie fallen wie in Zeitlupe, krachen wimmernd auf den Boden und stehen nie wieder auf. Doch ein Dutzend ist nicht genug, sie zerstören Fenster, Glas splittert, auf den Straßen entsteht ein Scherbenmeer. Es ist aber nicht blau, es glänzt rot, getränkt von tausend Litern Blut. Einst pulsierend in Körpern, Körpern voller Widerstand, nun ist es frei, vogelfrei wie die früheren Sklaven. Die Körper, in denen das Blut noch fließt, sie mit Leben erfüllt, wo die Muskeln noch arbeiten und vor Anstrengung ächzen, gehen! Doch wohin gehen sie? In die Sklaverei! Ihre Knochen knarzen, ihre Gelenke bewegen sich, immer und immer wieder, sie denken nicht mehr, sie machen. Die repetitive Arbeit lässt sie verdummen, homogenisiert sie, bald sind sie nur noch Maschinen. Die Stadt ist seit langer Zeit erobert, nun folgt das Land. Die neuen Herren gehen auf Kreuzzug, um weitere ihres gleichen zu befreien, sie befallen Stadt um Stadt, kriechen in alle Ecken und verbreiten sich wie Krebs, langsam, aber unaufhaltbar, bis nur noch ein Ort steht. Aber sie kriegen ihn nicht, den letzten Ausweg, der letzte Freie wurde gewählt. Sie lassen den Sicherheitsschlüssel fallen. Der Kreis schließt sich und fängt von vorne an. Der Anfang beginnt mit dem Tod, einem strahlenden Tod.