Die Woche hat einen Donnerstag.
Das Jahr ein halbes Hundert.
Der Krieg hat viele Donnerstage.
An diesem Donnerstag
war der Himmel blau als sie zur Schule lief. Blau blickte er auf ihren Weg herab, während im Osten die Sonne gelb wie Dotter aufging. Zwei weiße Spuren durchschnitten das Zelt. Nebeneinander zerrissen sie das Bild. Muss ein Flugzeug gewesen sein.
Im Unterricht wollten sie einen Film weitersehen. Die Vorhänge wurden zugezogen. Es sollte kein Tageslicht stören. Versunken waren alle in das Bild auf der Tafel.
Die Uhr tickte.
An diesem Donnerstag
war der Winter klar. Kalt lag er auf der Stadt. Drang in jede Ritze.
Sirenen heulten, versuchten, Platz neben dem Winter zu finden. Der Himmel war blau. Die Sonne aufgegangen. Gelb stand sie im Himmel.
Dicke Winterjacken saßen dicht gedrängt auf engem Raum. Da war es dunkel. Licht gab es keines. Manche sangen. Andere zitterten. Die meisten hatten Hunger. Ein Duft lag in der Luft. Angst.
An diesem Donnerstag
war die Heizung unter ihrem Sitz warm. Tasten klackerten. Informationen wurden überflogen, in ein Dokument kopiert.
Das Klassenzimmer war voll, voller als normalerweise. Laut waren die Anwesenden in ihren bunten Pullis. Sie lernten. Sie lachten. Sie diskutierten.
Die Vorhänge wurden zugezogen. Die Sonne schien. Sie blendete. Unangenehm.
Die Uhr tickte.
An diesem Donnerstag
krachte es in der Stadt. Wie an Silvester. Bloß mit Stein.
Flammen leckten an der kalten Luft. Der Winter wartete draußen.
Innen war es eng. Still und laut zugleich. Geflüster. Wimmern. Gedämpft, aber laut, fast so laut wie das Donnern, das diesen Donnerstag oben wummerte. Es rauschte auch. Von links nach rechts. Von vorne nach hinten.
Der Himmel war zerstückelt in viele kleine Teile.
An diesem Donnerstag
schien die Sonne ins Klassenzimmer herein. Sie malte Muster auf den blauen Linoleumboden. Physik.
All diese Zerfälle sind noch wichtig für später, sagte er. Wenn wir zur Radioaktivität und Atombomben und so kommen.
Der Großteil hörte nicht zu. Siebte Stunde. Man wollte nach Hause.
Die Uhr tickte.
An diesem Donnerstag
floss Wasser. In Flüssen. In Bächen. Über Steine. Über Gesichter.
Orange stand die Sonne im Westen, streckte ihre Arme über Brocken und Stahl und Beton und Stein und Holz und Kunststoff und Metall. Es rumpelte. Donnern. In der Ferne. Aber nah.
Der Himmel war blass. Mehr grau als Blau. Zu viel Weiß hatte sich hinzugemischt. Zu viele Flugzeuge. In den Urlaub war niemand geflogen.
Ein kleines Lied in einer Bahnstation.
Heißa, hopsasa!
Wir reichen uns die Hände
Und tanzen bis zum Ende.
Heißa hopsasa!
Es war kalt. Selbst die dicken Jacken froren. Jemand schniefte. Schnupfen. Es war schließlich Winter.
An diesem Donnerstag
trafen sie sich, um die neue Folge anzuschauen.
Seid leise jetzt, sonst müssen wir euch rauswerfen!
Die Vorhänge waren zugezogen. Es musste stockdunkel sein. Das Tageslicht störte.
Orange begann die Sonne draußen zu sinken.
Die Uhr tickte.
An diesem Donnerstag
war die Sonne rot. Dann war sie weg. Lediglich das rot am Himmel zeugte von ihrer vorherigen Anwesenheit. Kein Blau war mehr zu sehen. Ein Zelt aus roten und weißen Schlieren. Es tropfte.
Am nächsten Donnerstag
tropfte es weiter. Wasser lief. Dicke Jacken erdrückten sich. Schnupfen. Abschied.
Der Himmel begrüßte die Neuankömmlinge rot.
Es krachte. Wie an Silvester. Bloß mit Stein.
Es spritze. Rot. Ein neuer Anstrich für die Wand.
Am nächsten Donnerstag
war der Unterricht wie an jedem anderen Tag auch. Doch etwas lag in der Luft. Ein Geruch. Angst.
Die Uhr war kaputt.
Das Licht, das durch die Vorhänge ins Zimmer fiel, störte. Es war rot.
An jedem darauffolgenden Donnerstag
war es schwarz. Und Ruhe war eingekehrt. Stille.
Die Sonne war seit diesem Donnerstag nicht mehr aufgegangen.